Die Geschichte des Stifts

Pfalzgraf Otto IV. von Wittelsbach war im Gefolge von König Heinrich V., der sich in Italien von Papst Paschalis  zum Kaiser krönen lassen wollte. Da sich die  beiden Parteien darüber stritten, wer die  Bischöfe in ihr Amt einsetzen dürfe,  weigerte sich der Papst die Krönung vorzunehmen. Daraufhin wurde dieser gefangen gesetzt. Im Gegenzug hat  Papst Paschalis  Heinrich V.  und seine Gefolgsleute mit dem Kirchenbann belegt.  

Unter dem Nachfolgepapst Calixtus II. kam es wieder zu einer Annäherung der zerstrittenen Parteien  und Pfalzgraf Otto IV. von Wittelsbach wurde auferlegt,  zum Nachlass seiner Sünden eine Kirche für die Chorherren nach der Regel des Heiligen Augustinus zu stiften. Diesen Auftrag erfüllte Otto IV. als er das Kloster Indersdorf gründete. Im Jahr 1126 wurde das Kloster von Augustiner Chorherren aus Marbach im Elsass besiedelt. Otto von Indersdorf, ein Ministeriale des Pfalzgrafen, übergab dem Stift seinen gesamten Besitz und schuf damit die wirtschaftlichen Voraussetzungen für das Klosterbestehen. Mehrere pfalzgräfliche Wittelsbacher sind in der Klosterkirche bestattet. Berühmt wurde Stift Indersdorf im 15. Jahrhundert durch die sogenannte Raudnitz-Indersdorfer-Reform, die für weitere Klöster als Vorbild diente. 

1783 bereits 20 Jahre vor der Säkularisation wurde das Chorherrenstift wegen angeblicher Überschuldung und politischer Differenzen zu Gunsten des Stiftes Unserer Lieben Frau in München aufgehoben. Aufgrund  der frühen Auflösung haben sich viele bedeutsame Exponate erhalten und können nun im neuen Augustiner Chorherren Museum gezeigt werden.

 

Bibliothek

Foto: Felix Löchner

Bibliotheken waren über Jahrhunderte bedeutende Einrichtungen in Klöstern. Auch das Kloster Indersdorf besaß vermutlich seit dem 13. Jahrhundert eine Bibliothek, die durch eigene Schreiber, Schenkungen, Nachlässe und Ankäufe beständig wuchs. Bibliothek und Skriptorium waren für die Augustiner Chorherren der Ort, an dem sie ihre christliche Gedankenwelt rezipierten und formulierten. Hier wurden die Viten von Heiligen, Translationsberichte, Mirakelbücher, Annalen und Chroniken verfasst und aufbewahrt. Ein erstes Bücherverzeichnis aus dem Jahr 1330 listete 58 Handschriften auf. Am Ende des Mittelalters verfügte das Kloster über 515 Handschriften und als das Kloster 1783 aufgelöst wurde, waren über 6000 Bücher im Bestand verzeichnet. Ein Großteil befindet sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek


Sternwarte und Armarium

Entscheidend für die Entwicklung der Wissenschaft innerhalb eines Klosters war die aufgeschlossene Haltung des Propsts als Klostervorsteher. Im Augustiner Chorherrenstift wurde Im 18. Jahrhundert von dem damaligen Propst Gelasius Morhart Im Kloster sowohl ein physikalisches Kabinett als auch eine Sternwarte eingerichtet. Um die Sternwarte effektiver zu nutzen  hat er den nördlichen Torturm mit einem weiteren Geschoss aufgestocken lassen und dorthin die Sternwarte verlegt.